Mainstream-Medien liefern Designs, die die Zielgruppen wollen - oft weil diese von den Medien über lange Zeit unterbewusst vermittelt bekommen, dass sie genau sowas wollen. Es ist also auch eine selbst-kreiierte Nachfrage, die da bedient wird.
Da hast du allerdings recht. Generell ist das, was gesellschaftlich von vielen als optisch erstrebenswert gilt stark von
dem Bild, das wir häufig in Medien präsentiert bekommen geprägt. Hätte wohl auch schreiben können "es verkauft sich
halt besser", eben auch aus den Gründen, die du genannt hast.
Das ist - salopp gesagt - Quatsch. Ich hab da zwar was im Hinterkopf, dass es (zumindest eine) Studie dazu gibt, dass man symmetrische Gesichter bei Menschen unterbewusst als attraktiver einstuft, aber das menschliche Gehirn ist doch weitaus komplexer, als man da eine einfache Kausalität ableiten könnte; eben auch durch den Einfluss, den die Medienlandschaft auf unsere Wahrnehmung und Sozialisation hat.
Ein Charakter wird uns in der Regel sympathisch, weil er Eigenschaften, Erfahrungen oder Verhaltensweisen mit uns teilt; ergo nachvollziehbar ist. Das hat aber erstmal nichts mit Attraktivität oder Aussehen zu tun. Oder unseren Genen...
Hab mich vielleicht etwas unschön ausgedrückt, geb ich zu. Ich meinte mit meiner Aussage nicht, dass uns Menschen
automatisch sympathisch sind, nur weil sie optisch Muster aufweisen, die viele als attraktiv empfinden. Allerdings gibt
es den Ausdruck "Person XY sieht sympathisch aus" ja auch nicht ganz ohne Grund. Das heißt nicht, dass nur Topmodel als
optisch sympathisch wahrgenommen werden. Aber ich würde nicht ausschließen, dass das äußere Erscheinungsbild eine gewisse Rolle bei der Sympathiebildung spielt.
Gleichermaßen gibt es ja auch Gründe dafür, warum Bösewichte in (vor allem vielen alten) Filmen, Spielen und Serien gern
als ungepflegt, vernarbt, verbrannt etc. dargestellt wurden. Natürlich können auch Menschen mit Deformierungen
durch ihre Handlungen, ihre Eigenschaften oder ihren Humor sympathisch werden. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass
es vielleicht bei manchen dann etwas länger dauert. Was durchaus auch an dem Bild liegen könnte, das die Medien
in der Vergangenheit von den "Good" und "Bad" Guys gezeichnet haben.
Grundlegend halte ich den Diskurs an der Stelle auch für etwas schwierig, weil "Hässlichkeit" bei jedem auch anders definiert wird. Für manche Leute ist schon etwas Körperfett hässlich, für manche reicht es schon, wenn ein weiblicher Charakter mal kein rundes Kinn oder gar eine etwas prominentere Nase hat... Wie soll ich da als Entwickler/Künstler dem dann überhaupt entsprechen können?
Ich denke, das Ganze ist in vielerlei Hinsicht ein sehr subjektives Thema. Manche haben schlichtweg Spaß daran attraktive Charaktere in Videospielen zu begleiten, Anderen ist das reichlich egal. Manchen fällt es sicherlich leichter sich in
die Figuren hineinzuversetzen - ungeachtet von ihrem Erscheinungsbild. Hat vielleicht auch etwas mit Empathie zu tun.
Ja, vom Mainstream abzuweichen ist gut. Neues zu wagen sowieso. Was du letztes Jahr mit deinem Projekt "Regeneratio Venae" und der dazugehörigen Protagonistin gemacht hast, hab ich ja schon zu dem Zeitpunkt lobend angemerkt und etwas in der Art könnte es von mir aus gern mehr geben. Wichtig finde ich in dem Zusammenhang aber, dass die Leute sich vor allem selbst mit ihren eigenen Kreationen identifizieren können. Und erfährungsgemäß "verselbstständigen" sich die Figuren einer Geschichte sowieso irgendwann, wenn man sich eine Weile mit ihnen beschäftigt.
Ich möchte keine Entwickler oder Entwicklerinnen verurteilen, die ihre Protagonisten ihrer Vorstellung nach als attraktiv
designen, aber ich begrüße und respektiere alle, die sich trauen neue Wege einzuschlagen.