WMLA - Wish My Life Away

  • WMLA - Wish My Life Away


    Vorab eine kleine Triggerwarnung. Das, was ich jetzt beschreibe, könnte eventuell als ein wenig krank und verstörend aufgefasst werden. Das hat jedoch seine Gründe, wie beim Weiterlesen hoffentlich klar wird. Sollte solch eine Art von Beitrag hier nicht erwünscht sein, bannt mich bitte nicht gleich (ich mag das Forum, lol ^^), sondern löscht den Beitrag einfach wieder. Danke!


    Mein bis jetzt einziges auf Eis gelegtes Projekt... ;(



    Worum geht es?


    Du glaubst, dein Leben läuft nicht sonderlich gut? Du siehst in absolut nichts mehr einen Sinn? Drogen und Videospiele sind deine einzige Zuflucht? Für einige Menschen sicherlich die Realität. So geht es auf jeden Fall der 15-jährigen Maria in unserem Abenteuer. Jeden Tag quält sie sich durch die Schule, wenn sie überhaupt zur Schule geht. Von ihren Mitschülern nur gehänselt und verprügelt, zu Hause von ihren Eltern absolut nicht wertgeschätzt. Wozu auch? Ihre kleine Schwester ist doch sowieso das bessere Kind. Ist doch normal, von seinen Eltern zusammengeschlagen und zur Hausarbeit verdonnert zu werden, oder? Sich an seinem eigenen Kind zu vergreifen ist doch elterliche Liebe, zumindest für das Kind, wenn sie es nicht anders kennt. Bereits seit Jahren klaut sie Geld von ihren Eltern, um sich zumindest ab und an mit Drogen in einen Rausch zu schießen. Doch nicht wirklich alles im Leben ist schlecht. Maria freut sich jeden Abend darauf, noch ein paar Stunden mit ihrer besten und einzigen Freundin Alice verbringen zu können. Jeden Abend und auch oft bis spät in die Nacht tauchen die beiden in diverse Abenteuer ab.



    Wie läuft das Spiel ab?


    Wir begleiten Maria (und Alice) durch eine Woche ihres Lebens. Jeder Tag hat einen ähnlichen Ablauf. Wir spielen die ganze Nacht Videospiele mit Alice. Das heißt insgesamt sieben unterschiedliche Abenteuer mit unterschiedlichen Settings. Mal bekämpfen wir als Helden im Mittelalter gruselige Feinde, mal sind wir im Weltall und müssen uns an Aliens vorbeischleichen, manchmal ist Maria aber auch einfach nur eine Rennfahrerin in einem kleinen Sidescroller. Jeden Morgen werden wir von unserer Mum geweckt und zur Schule geschickt. Wir erledigen also etwas Hausarbeit und werden dabei auf ziemlich brutale Weise von unseren Eltern und unserer Schwester erniedrigt. Ob wir anschließend zur Schule gehen oder schwänzen, bleibt dem Spieler überlassen. Auf dem Weg zur Schule begegnen wir unseren Klassenkameraden, die sich natürlich „freuen“ Maria ihr Taschengeld wegzunehmen oder ihr einfach nur in die Fresse zu schlagen. Je nachdem, ob wir in der Schule sind oder beschließen, einfach nur durch die Stadt zu schlendern, begegnen uns andere Menschen. Die meisten sind nicht sonderlich gut auf Maria zu sprechen. Am Abend geht es zurück nach Hause. Den obligatorischen Unterhaltungen und Aufgaben unserer Eltern können wir zwar nicht aus dem Weg gehen, aber wenigstens kann sich Maria im Anschluss wieder auf ein neues Abenteuer mit Alice freuen.


    So durchlaufen wir sieben Tage. Und mit jedem Tag wird das Leben schlimmer und der Frust größer. Die Aufgaben und die Demütigung durch die eigene Familie steigt, logisch, alles was wir tun ist ja auch enttäuschend. Waren es am Anfang noch Schläge unserer Mitschüler, so werden daraus im Laufe der Zeit sexuelle Übergriffe. Holte der Vater zu Beginn noch mit der Hand aus, wird daraus schnell ein grobes Holzbrett... Eine ganze Schar Menschen rund um Maria nur mit dem Ziel ihr so viel Leid wie möglich zuzufügen. Wieso eigentlich? Vermutlich, haben sie einfach Spaß daran. Die Brutalität steigt täglich und Marias Wunsch überhaupt noch zu leben nimmt Tag für Tag ab.


    Bereits am fünften Tag unternimmt sie ihren ersten Selbstmordversuch. „Leider“ erfolglos (zumindest aus ihrer Sicht), doch statt dass die Menschen begreifen, wie schlecht es ihr geht und versuchen ihr zu helfen, wird diese Aktion nur als weiterer Grund gesehen, auf sie loszugehen. Am siebten Tag hält sie es endgültig nicht mehr aus. Als ihr dann auch noch klar gemacht wird, wie krank sie wirklich ist und das Alice, ihre einzige Freundin gar nicht existiert, sondern dieses Mädchen nur als imaginäre Freundin in ihrem Kopf haust, dreht sie völlig durch. Schlussendlich versucht sie von Zuhause wegzulaufen und allem zu entfliehen. Am Ende wird sie dennoch von der Polizei gefunden, festgehalten und in eine psychiatrische Klinik gesteckt. Vielleicht ist es ja auch einfach besser so?



    Wie kommt man auf so etwas und was soll das nun?


    Vereinfacht gesagt, das Spiel basiert auf einer realen Begebenheit. Eine sehr gute Freundin von mir, wurde ihr gesamtes Leben lang schlecht behandelt. Sowohl von der eigenen Familie, als auch von ihrem Umfeld. Mit Anfang 20 landete sie auf grund dessen und wegen einer multiplen Persönlichkeitsstörung in einer Psychiatrie. Dort nutzte sie die Zeit alle Geschehnisse in Form eines Buches zusammenzuschreiben. Sie stellte mir ihre Schriften zur Verfügung und hat mich gefragt, ob ich daraus nicht ein Spiel machen könnte.


    Jeder Tag im Spiel spiegelt ca. 1 Jahr ihres Lebens zusammengefasst wider. Von anfänglichem Mobbing und Sticheleien bis hin zu Selbstmordversuchen und dem totalen Absturz. Alle Geschichten im Spiel haben sich aus ihrer Sicht zumindest genau so zugetragen.


    Das Spiel sollte auf der einen Seite außenstehenden Menschen zeigen, was passiert, wenn man andere Menschen auf die Art behandelt und Probleme aufzeigen, die man als "einfacher Mobber" in der Schulzeit vielleicht so nicht mitbekommt, weil man mit dem Umfeld seines Opfers einfach nicht vertraut ist. Auf der anderen Seite sollte das Spiel am Ende klarmachen, dass egal wie tief es gerade bergab geht, man nie ganz alleine ist. Sei es zu Anfang noch durch Alice, auch wenn sie nur eine imaginäre Freundin ist, als auch später dann durch die Psychiatrie. Sich dazu zu entschließen selbst aus dem Leben zu treten, klingt zwar erstmal einfach, es gibt aber immer eine bessere Lösung.



    Wie weit bist du mit dem Spiel gekommen?


    Fertig entwickelt waren die ersten vier Tage/Nächte des Spiels. Also gab es vier Mini-Abenteuer, vier Morgen mit liebevollen Eltern, vier Wege zur Schule/Stadt, vier Aufenthalte in der Schule/Stadt, vier Heimwege und vier Abende mit den Eltern. Das beläuft sich aktuell auf eine Spielzeit von ungefähr zwei Stunden. Wobei man dazu sagen muss, dass die meiste Zeit des Spiels sich eher wie ein "visual novel" spielt. Es wird viel gelesen und vor allem Entscheidungen getroffen. Ziel des Spieles ist es, nicht zu sterben. Und man stirbt mehr oder weniger, sobald man versucht sich gegen all diese Mobber zur Wehr zu setzen. Du willst also überleben? Dann musst du das meiste wohl über dich ergehen lassen.


    Die Karten bis dahin waren alle zwar noch nicht final, das, was ich zeigen wollte, ist aber darauf zu sehen. Die Story und die Handlungsstränge waren komplett fertig geschrieben und die ersten drei Lieder auf dem Piano sind ebenfalls bereits fertiggestellt.



    Wieso ist das Projekt nun auf Eis gelegt?


    An der Stelle möchte ich aus persönlichen Gründen nicht zu sehr ins Detail gehen, aber einfach gesagt, das Projekt ist in enger Zusammenarbeit mit der betroffenen Person entstanden. Und leider hat nicht immer alles im Leben ein Happy End. Besagte Person ist mittlerweile seit knapp 1,5 Jahren in einem Zustand, bei dem sie nicht einmal mehr Besuch empfangen, geschweige denn mit mir telefonieren darf. Und es sieht aktuell auch bedauerlicherweise nicht so aus, als würde sich daran so schnell etwas ändern. Aus Respekt ihr gegenüber habe ich beschlossen das ganze auf Eis zu legen. Es ist ihr Leben und ihre Geschichte. Sollte es irgendwann aber wirklich nochmal Lichtblicke geben, habe ich nichts dagegen, wenn sie das Herz der Karten nutzt, und eine Reanimationskarte zieht. Von mir aus ist da aber nichts mehr geplant.



    Hast du trotzdem ein paar Screenshots? - Klar




    Abschluss


    Joa, was bleibt abschließend noch groß zu sagen? Ein für mich eigentlich sehr persönliches Thema. Ich wollte es aber auch nicht einfach auf meiner Festplatte vergammeln lassen. Einige Teile daraus habe ich in mein gestern vorgestelltes Spiel „Superstein“ übernommen. Und auch Maria hat ihren Auftritt als Sidekick in Superstein erhalten. Da beziehe ich mich aber natürlich auf die freche und fröhliche Seite dieses Menschen und nicht auf das, was ich hier so beschrieben habe. Zumindest hat jeder meiner Betatester, der „Maria“ auch persönlich kennt, sie am Charakter dieses NPCs in Superstein sofort wieder erkannt.


    Vielen Dank fürs Lesen.


    Und nur falls das nicht klar war: Den Name der besagten Person wurde natürlich ausgetauscht.

  • Wow danke für die Offenheit. Die Story geht mir als Person mit entsprechendem "Background" sehr zu Herzen, es ist leider noch sehr selten bei Makerspielen, dass diese solche Themen behandeln.


    Von außen wirkt das sehr durchdacht und die Screenshots sind hübsch. Also ich würde es spielen, wenn du dich entscheidest es zu veröffentlichen.