Hallöchen ihr Lieben,
ich möchte euch mal eine (hoffentlich nicht zu lange) Geschichte erzählen. Vielleicht resultiert daraus ja auch der ein oder andere kleine Rat für mich.
Eigentlich seit ich denken kann, wollte ich schon immer ein Rollenspiel entwickeln. Als ich 14 Jahre alt war, bin ich damals auf den RPG Maker XP gestoßen. Das Programm hat mich sofort begeistert, einfach, weil ich zum einen null programmieren kann, zum anderen eben sofort Ergebnisse sehe und mir meine Geschichte praktisch per Drag-and-drop erschaffen konnte. Es kam also, wie es kommen musste. Ich nehme mir super viel vor, ohne mir wirklich Gedanken zu machen, ob das so klug ist. Ich wollte eine riesige Openworld, Tag/Nacht Zyklen, ein automatisches Wettersystem. Die NPCs sollten auf das Wetter und die Tageszeit mit Events reagieren. Videosequenzen und Synchronsprecher, Minispiele im Spiel... Ich packte sehr viele Plugins in mein Projekt, die das auch alle irgendwie realisieren konnten, stieß damit aber auf viele Bugs und Probleme, weil ich den Code der Plugins eben nicht verstand.
Das war mir zur der Zeit aber egal, ich wollte meine Geschichte weiter erzählen. Es war jetzt auch kein Projekt, an dem ich wirklich durchgehend gearbeitet habe, aber eben immer mal wieder bei Zeit, Lust und Laune. Irgendwann habe ich dann den RPG Maker MV gefunden und mein ganzes Projekt auf diesen Maker umgestellt.
Mit dem Alter kommt die geistige Reife... zumindest ein bisschen, oder? Ich habe realisiert, dass ich mich mit dem, was ich alles vorhabe, einfach komplett übernehme und habe das gesamte Spiel auf Eis gelegt.
Die Geschichte, die ich erzählen wollte, war einfach zu lang. Also schloss ich mit mir selbst einen kleinen Kompromiss. Ich erzähle kleine Kurzgeschichten aber im selben Universum, die nach der eigentlichen Hauptgeschichte spielen sollten.
Ich erschuf also eine Art "Lager" (also eine eigene Map), den der Held und seine Gefährten als Rückzugsort nutzen, nach dem man das Hauptspiel durchgespielt hat. Die eigentliche Hauptstory legte ich erst einmal auf Eis. Von diesem Lager aus könne man sich dann immer in kleinere Kurzgeschichten begeben und anschließend ins Lager zurückkehren. So konnte ich für mich mal etwas vorankommen, ohne alles davor komplett über Bord zu werfen.
Ich erzählte also meine ersten beiden kleinen Kurzgeschichten und war damit eigentlich ganz zufrieden. In der Zwischenzeit habe ich das Spiel auch von allen Plugins entfernt die unnötig sind. Statt einer riesigen Openworld gibt es kleine Karten, und Features habe ich nur noch eingebaut, wenn sie für das Spiel eine Bedeutung haben und nicht mehr, um einfach da zu sein.
Dann fand ich die Chrono-Engine für den RPG Maker MV und das Kampfsystem hat mir so gut zugesagt, dass ich wirklich alle Abenteuer darauf umbauen wollte. Da ging auch ganz schön viel Zeit für drauf.
Irgendwann habe ich dann herausgefunden, was parallax Mapping ist. Von da an wollte ich alle meine Karten über Bord werfen und in Photoshop nochmal komplett neu machen. Im Laufe der Zeit kommt man dann an einen Punkt, an dem man sich immer mehr coole Sachen ausdenkt und selbst eine ca. 1-stündige Kurzgeschichte über Ostern artet einfach komplett aus. Immer wenn ich denke: so jetzt kann man es spielen, finden sich neue Ideen, neue NPCs, eine neue Sidequest, vielleicht doch nochmal die PNGs öffnen und ein bisschenmehr Gras oder Bäume reingeklatscht, damit der Wald dichter wirkt. Es findet sich IMMER etwas, zum Weiterbasteln.
Heute bin ich fast 30 und das Spiel liegt immernoch auf meiner Festplatte. Ich arbeite immer noch gelegentlich daran. Aber selbst die erste Kurzgeschichte ist noch immer nicht abgeschlossen. Daher meine Frage an euch. Kennt ihr dieses Gefühl, nie mit etwas zufrieden zu sein? Euch immer davor zu drücken, mal auf Kompilieren zu drücken und es euren Freuden zu zeigen? Wie schafft ihr den „Abschluss“? Ich kriege da echt die Krise.
Ich glaube hätte ich nicht immer alles über Bord geworfen weil ich es als "schlecht" empfand, wäre heute sogar das riesige Hauptspiel längst fertig.
Jetzt ist der Text doch etwas länger geworden, sorry. Ich hoffe trotzdem, dass er gelesen wird.
Liebe Grüße