In diesem Thread möchte ich darlegen, warum ein Argument, das auf Fachkenntnissen (in diesem Fall vor allem in Bezug aufs Game Design) beruhen soll, meiner Meinung nach nicht immer stichhaltig ist.
Es kommt immer mal wieder davor, dass jemand in Diskussionen über die Spielentwicklung oder in Kritiken (;-)) mal mehr, mal weniger offen Folgendes behauptet: "Meine Ansicht ist richtig und deine ist falsch, weil ich im Gegensatz zu dir Ahnung von der Materie habe". Es gibt mehrere Gründe, skeptisch zu sein:
- Wir wissen nicht, ob die Person Fachkenntnisse hat.
- Wir wissen nicht, ob die Person die Fachkenntnisse richtig anwendet.
- Wir wissen nicht, ob die Fachkenntnisse unsere Position tatsächlich ausschließen.
Es ist schwierig zu beweisen, dass Fachkenntnisse da sind, aber es ist recht einfach, den Eindruck zu erwecken. Ein redegewandter Mensch muss nicht viel mehr tun, als einen oberflächlichen Artikel über ein Thema zu lesen, um denen, die sich mit dem Thema nicht auskennen, einzureden, sie hätten einen Experten vor sich. Wobei ich nicht sagen will, dass immer ein Vorsatz dahinter stecken muss, vermutlich ist es sogar so, dass die Leute meistens selbst glauben, dass sie sich mit einem Thema gut auskennen. Natürlich gibt es wirklich Leute, die beurteilen können, ob andere Fachkenntnisse haben, nämlich die, die sie tatsächlich besitzen.
Wenn wir über Makerspiele diskutieren, sprechen wir vor allem über das Game Design und die Kunst des Erzählens. Die Wissenschaften, die dahinter stecken, unterscheiden sich natürlich ein Stück weit von den Naturwissenschaften mit ihren vergleichsweise verbindlichen Gesetzen. Es gibt Leitfäden und Empfehlungen, das eine ist erfolgversprechender als das andere, aber ein kategorisches "richtig" und "falsch" gibt es wohl nicht. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, dass so gut wie jedes Argument schnell fadenscheinig wird, wenn jemand erklären müsste, warum ein Gameplay-Aspekt, eine Figur, ein Dialog oder eine Inszenierung kategorisch schlecht ist. Ich glaube nicht, dass sich die Wissenschaft so sehr mit dieser Frage befasst, sie belehrt nicht, sondern sie analysiert, ordnet ein und leitet an. Der Laie aber schnappt irgendwo Fachbegriffe auf, liest mal, wie jemand sich mit dem Thema auseinandersetzt (und selbst vielleicht nur ein Laie ist) und verknüpft alles mit den eigenen Vorlieben. Dann formuliert er Regeln, an die sich ein Werk halten muss, damit er unterhalten wird, und das ist an sich ja auch in Ordnung. Problematisch wird es, wenn der Laie glaubt, er würde sich wissenschaftlich mit dem Spiel auseinandersetzen, für andere Menschen sprechen und dass alle abweichenden Meinungen falsch wären. Jemand, der das macht, unterliegt einem Irrtum und unterschätzt mindestens die Komplexität der Kunst.