Tiny Houses Diskussion

  • Hallo zusammen :)


    In den letzten Jahren ist ja die Tiny House Bewegung in Deutschland angekommen bzw. hat merkbar zugenommen (kurz zusammengefasst: Leben in einem kleinen Haus auf nur wenigen Quadratmetern). Immer mehr Videos zum Thema auf YouTube, immer mehr social media Kanäle, die von ihrem Werdegang berichten, Bücher, und und und. Mich beschäftigt das Thema zunehmend, weil ich mich in den letzten Jahren zunehmend frage, wie ich eigentlich den Rest meines Lebens verbringen möchte und ich kann mir vorstellen, dass das Thema für so manch einen interessant ist und man sich hier ein wenig austauschen könnte. Letztendlich hat mich zum Verfassen des Threads dann dieses Video bewegt, in dem über ein tiny house village in Deutschland berichtet wird (wo man sogar Urlaub machen kann, um das Leben in einem kleinen Haus auszuprobieren): https://www.youtube.com/watch?v=uD3-IvWOzGg


    - Kannst du dir vorstellen, dein Leben (bzw. Wohnen) auf 25m² zu verbringen?

    - Hast du vielleicht sogar Erfahrungen?

    - Worin siehst du Vorteile?

    - Worin siehst du Nachteile?


    Ich für meinen Teil habe beim letzten Umzug (1/3 Wohnfläche weniger als zuvor) gemerkt, dass es mir eine richtige Freue bereitet hat, mich von Dingen zu trennen und nur noch wichtige und "richtige" Dinge mit in die neue Wohnung zu nehmen. Ganz nach Marie Kondo habe ich den Umzug als Gelegenheit genutzt, allen möglichen "Krempel" loszuwerden, den man ja irgendwie, irgendwo und irgendwann noch einmal gebrauchen oder haben wollen könnte. Heute vermisse ich davon nichts, und es stehen immer noch Umzugskartons im Flur, von denen ich ehrlich gesagt schon gar nicht mehr weiß, was da überhaupt drin ist. Seit ich mich zusätzlich mit dem Thema Minimalismus auseinandersetze, überlege ich schon, die Kartons geschlossen zu entsorgen, da ich ja offensichtlich gar nichts davon vermisse oder hervorholen möchte - sprich, mit einigen wenigen Dingen im Leben/beim Wohnen wohl auskommen könnte.

    Da reizt es mich sehr, einmal die Erfahrung zu machen, in einem tiny house zu wohnen. Leider bin ich auch noch etwas skeptisch, da ich recht groß bin und mich ungern überall stoßen wollen würde, wenn man sich mal streckt ^^ Auch hätte ich zugegenermaßen Angst, dass einem irgendwann doch mal die Decke auf den Kopf fällt oder man keinen Rückzugsort hat, wenn es mal "dampft" zwischen sich und seinem Partner xD


    Was meinst du dazu? Wenn dich das Thema interessiert, gib doch gerne mal deinen Senf dazu.


    Grüße und bis dahin :thumbup:

  • Also ich muss sagen, für mich wäre das absolut nichts. :/

    Damit will ich jetzt den Trend auch nicht abwerten, nur ich selbst bin wohl nicht dafür geeignet. Ich sammle recht gerne, vor allem Bücher. Schon alleine diese würden mich bei so einem Häuschen an die Grenzen bringen. Und viele meiner Bücher sind auch Sekundärliteratur, Nachschlagewerke und dergleichen, die man wirklich nicht allzu häufig benutzt, aber die schwer aufzutreiben sind, wenn man sie dann doch mal "braucht". Ich besitze auch gerne selbst die Bücher, die ich mag, anstatt sie zu leihen. Ebenso könnte ich mich nie von älteren Konsolen etc. trennen, denn alle paar Jahre will man dann doch mal einen Nostalgieabend haben und den N64 anwerfen oder den Gameboy aus der Schublade holen. Das sind jetzt nur zwei Beispiele, aber abgesehen von Büchern und Konsolen habe ich so einige Dinge, die ich nur alle paar Jahre mal verwende, wo dann aber die Freude umso größer ist.


    Mal vom mangelnden Stauraum für solchen Krimskrams abgesehen wäre mir auch so ein Kleiner Raum als einziger Aufenthaltsort zu eintönig. Ich persönlich gehe nicht zu gerne vor die Tür, auch so ziemlich alle meine Hobbies lassen sich von meinen 4 Wänden aus bedienen und auch beruflich werde ich wohl in Zukunft viel von daheim arbeiten. Und selbst, wenn ich relativ lange von der gleichen Arbeitsfläche aus tätig sein kann, brauche ich dann doch alle paar Tage mal einen Raumwechsel, selbst wenn ich dann nur mal in der Küche stehend lese oder vom Schreibtisch mit meinen Notizen aufs Sofa wandere. Hierzu brauche ich keine 300m², aber zumindest 2 Räume wären wirklich nötig, damit mir nicht die Decke auf den Kopf fällt.


    Grundlegend mag das eine sehr gute Sache sein für viele Menschen. Ich habe zwei Geschwister, die beide Minimalismus mal ausprobiert haben. Das jüngere Geschwisterchen hierbei hat damit wohl absolut seine Freude, während das ältere nach ein paar Tagen aussortieren abgebrochen hat, weil doch zu viele Dinge zu sehr am Herzen lagen, obwohl man sie nur alle Schaltjahre mal zur Hand nimmt. Ist natürlich nur eine Anekdote, aber ich denke durchaus, dass es da einfach auf die Person ankommt.


    Außerdem finde ich es grundlegend gut, wenn man mal vom großen Haus/der großen Wohnung als Prestigeobjekt abkommt und gesellschaftlich auch begrenzten Wohnraum als erstrebenswert ansieht. Denn es muss ja nun nicht immer ein riesiger Wohnraum sein, den man gar nicht ausnutzt. Wäre wahrscheinlich im großen Ganzen sinnvoll, wenn jeder nur den Wohnraum anstrebt, den er auch tatsächlich braucht.

  • Danke erstmal für den Beitrag :) Ich finde auch nicht, dass du den Trend mit deinen Kontra-Argumenten abwertest. Ich finde deine Meinung völlig legitim und nachvollziehbar!

    Und selbst, wenn ich relativ lange von der gleichen Arbeitsfläche aus tätig sein kann, brauche ich dann doch alle paar Tage mal einen Raumwechsel, selbst wenn ich dann nur mal in der Küche stehend lese oder vom Schreibtisch mit meinen Notizen aufs Sofa wandere. Hierzu brauche ich keine 300m², aber zumindest 2 Räume wären wirklich nötig, damit mir nicht die Decke auf den Kopf fällt.

    Vor allem den Punkt würde ich so wohl voll und ganz unterschreiben, da habe ich beim Verfassen gar nicht mehr dran gedacht. Wenn ich bedenke, dass ich früher manchmal einfach nur ein-zwei einzelne Möbelstücke in meinem Zimmer hin-und hergeschoben habe, um "frischen Wind" reinzubringen und wieder ein neues Wohnerlebnis zu haben, dann würde das bei einem Tiny House wohl sehr schwierig werden :/ Dahingehend fände ich dennoch die Erfahrung eines tiny house-Urlaubs über ein paar Wochen verlockend, um die Erfahrung zu machen, wann es mir evtl. zu eng wird und ich gerne wieder ausbrechen würde (oder ob das letztendlich doch gar kein Problem wäre).


    Ich kann auch nachvollziehen, dass ein tiny house für Sammler so gar nicht attraktiv erscheint. Da ich selbst mich mittlerweile eher rasch von Dingen trenne, ist das so eine Sache, die ich auch noch gar nicht bedacht habe. Ich ging grundsätzlich davon aus, dass es eigentlich für jedermann gut sein "müsste", sich von Dingen zu trennen. Ganz klar, dass man hier zwischen reinem Ballast und sammelwerten Dingen bzw. Herz-/Erinnerungsstücken unterscheiden muss.


    Zitat

    Außerdem finde ich es grundlegend gut, wenn man mal vom großen Haus/der großen Wohnung als Prestigeobjekt abkommt und gesellschaftlich auch begrenzten Wohnraum als erstrebenswert ansieht. Denn es muss ja nun nicht immer ein riesiger Wohnraum sein, den man gar nicht ausnutzt. Wäre wahrscheinlich im großen Ganzen sinnvoll, wenn jeder nur den Wohnraum anstrebt, den er auch tatsächlich braucht.

    Oh ja! Manchmal bin ich wirklich erstaunt über die Größe eines Hauses, wenn ich dann erfahre, dass es "nur" ein Einfamilienhaus ist.

  • Moin,
    spannendes Thema mit welchem ich mich auch schon seit einiger Zeit beschäftige. Besonders cool finde ich es, wenn man sich nicht nur auf die fahrbare Variante beschränkt und die Konzepte einer intelligenten Raumnutzung (und/oder (Teil-)Autarkie) für sich so nutzbar machen kann, wie sie den eigenen Bedürfnissen entgegen kommen.

    Generell ist es natürlich eine Frage der eigenen Haltung, aber da ich mich auch schon länger vom Materialismus, starken Konsum und dem stetigem Blick aufs Konto (dem "Hamsterrad") entferne, sind meine Bedürfnisse soweit reduziert, dass ich mir ein Leben mit Familie im "kleinen Haus" gut vorstellen kann.
    Die meisten Modelle welche man zu sehen bekommt sind meist auf 1-2 Personen ausgelegt. Manche kaufen einen zweiten Anhänger dazu (da ja meist doch eher die mobilen Tiny Houses gezeigt werden), welcher als Büro, Kinderzimmer oder anderes herhalten kann.
    Da ich gerne Wurzeln schlagen möchte, lege ich da mehr Wert auf ein großes Grundstück mit ausreichend Fläche für einen kleinen Gemüsegarten, Platz zum Entspannen und als Bonus vielleicht noch eine Feuerstelle. Ein gut geschnittenes kleines Haus reicht mir da - solange es für jedes Familienmitglied eine Rückzugsmöglichkeit und ein gewisses Maß an Lautstärke-Dämpfung der Wände gibt. Man darf sich aber nicht der Illusion hingeben, dass man ohne Eigenkapital gleich in das Thema einsteigen könnte. Eigenleistungen machen es zwar wesentlich günstiger, aber man muss bereit sein sich einzulesen und Zeit für die Eigenleistungen einzuplanen.
    Persönlich liebäugel ich schon länger mit dem Konzept des "OwnHome", um welches aber in letzter Zeit leider etwas ruhiger wurde. Vor anderthalb Jahren war der Betreiber per Email aber noch zuverlässig erreichbar und es scheint, dass die Website nicht mehr den vollen Umfang der bereits fertig gestellten Baupläne enthält. So sendete er mir unter anderem auch mal eine 4-Personen-Variante zu.

    Auch wenn die Begeisterung des Interviewers nach ein paar Videos manchmal etwas "einstudiert" erscheinen mag, kann ich für eine Vielzahl an Designideen diesen Kanal sehr empfehlen.
    Dieses Video ist zwar von Galileo, aber der Architekt Van Bo Le-Mentzel kann in diesem Beitrag seine Vision eines mehrgeschossigen Hauskonzeptes in Großstädten mit flexibel mietbaren Wohneinheiten gut erläutern.

    Für mich ist es jedenfalls kein bloßer Hype sondern ein Gegenentwurf zu steigenden Mieten -> Zentrierung auf Geld und dessen Verdienst, Reizüberflutung und Entfremdung von der Natur. :)